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Das Timmelsjoch – eine steile Erfahrung

Den Sommer über verbindet die Timmelsjoch Hochalpenstraße Obergurgl im Ötztal mit St. Leonhard im Südtiroler Passeiertal. Sie ist 43 Kilometer lang und mindestens 5,5 Meter breit, hat 44 Kurven und führt über das 2509 m hoch gelegene Timmelsjoch, einen der höchsten befahrbaren Pässe Europas. Das Ötztal hat das 50-jährige Jubiläum der Pass-Straße schon 2009 begangen. In diesem Jahr sind nun die Südtiroler mit ihrem Jubiläum dran, ihr Straßenabschnitt – bis 1968 eine alte Militärstraße – wurde erst neun Jahre nach dem österreichischen fertiggestellt. Grenzübergreifendes Feiern und Entdecken ist jetzt angesagt!

Schneeräumung am Timmelsjoch - Timmelsjoch Hochalpenstraße
Den Winter wegzuräumen ist Schwerarbeit
© Benedikt Steiner / Ötztal Tourismus

Fräsen, schieben, baggern – die Schneeräumung ist ein Kraftakt

Ab dem 24. Mai 2018 ist es endlich wieder soweit: In schöner Schräglage werden sich die Motorräder in die Kurven legen, Radfahrer bergaufwärts schinden, Pkw-Insassen werden die unvergleichliche Aussicht auf die Ötztaler Alpen genießen.

Der letzte Winter war schneereich wie schon lange nicht, der Straßendienst musste bis zu 12 Meter hohe Schneewände aus dem Weg räumen, die Öffnung des „Timmel“ von Pfingsten auf das Wochenende danach verschoben werden. „Der Aufwand ist sehr groß“, sagt Philipp Sicher, Direktor vom Straßendienst Südtirol. „Sobald der Straßendienst mit der Schneeräumung vorankommt, werden außerdem Felshänge und Böschungen von losem Gestein gesäubert.“

190.259 Fahrzeuge haben laut Sicher 2017 das Timmelsjoch passiert, davon 75.550 Motorräder. Damit sie auch in dieser Saison gefahrlos die Strecke genießen können, „wird sie vor der offiziellen Verkehrsfreigabe durch die Lawinenkommission, einen Geologen und den Straßendienst begutachtet“, so der Experte.

Boxenstopp am Top Mountain Crosspoint

Zeitsprung zurück zum letzten Sommer. Ich habe Gänsehaut-Feeling als Sozia von Alban Scheiber, der mit seinem Bike von Obergurgl aus den Timmel hinauf heizt und die Fahrbahn bis zur Befestigung voll ausreizt. Ein himmlischer Höllenritt!

Wir brausen bis zum Boxenstopp „Top Mountain Crosspoint“, einem multifunktionalen Komplex aus Mautstelle, Liftstation, Restaurant und Motorradmuseum, den die Zwillinge Alban und Attila Scheiber betreiben. Zur Ausstellung gehören 270 historische Motorräder, darunter eine äußerst seltene „Wanderer“ von 1911, und zehn außergewöhnliche Autos. Dazu gibt es die Sonderausstellung „Historische Schneefahrzeuge“.

Top Mountain Crosspoint - Timmelsjoch Hochalpenstraße
Der Top Mountain Crosspoint hat ein komplexes Innenleben
© Bergbahnen Obergurgl-Hochgurgl

Kunst und Kurven

Oldtimer auf Timmelsjoch Hochalpenstraße - Timmelsjoch Hochalpenstraße
Nostalgie trifft Moderne: Gemächlich passiert ein Oldtimer die „Schmuggler“-Skulptur des Architekten Werner Tscholl
© Alexander Lohmann / Timmelsjoch Hochalpenstraße AG

Im Passmuseum hängt ein großes Foto von Angelus Scheiber, Großvater von Alban und Attila. Der Ötztaler Tourismuspionier hatte Anfang der 1950er Jahre den im Ersten Weltkrieg auf Eis gelegten Plan wieder aufgegriffen, den Straßenanschluss über die Staatsgrenze hinaus nach Südtirol zu schaffen. Nach einer Rekordbauzeit von nur 17 Monaten war die Straße von Obergurgl zum Pass fertiggestellt. Doch erst 1968 wurde der länderübergreifende Verkehr von den Gletschern des Ötztals zu den Obstgärten des Passeiertals freigegeben.

Das Passmuseum ist eines von fünf begehbaren Kunstwerken des Architekten Werner Tscholl, die als „Timmelsjoch-Erfahrung“ die Hochalpenstraße säumen. Zum Beispiel die Silhouette eines Schmugglers, in Stein gehauen. Ein echter Schmuggler aus Moos im Passeiertal erinnert sich an die Jahre, als er selber über den Pass gegangen ist nach Obergurgl, um „Kleinigkeiten“ zu besorgen wie den Zuckerersatz Saccharin, Schnupftabak, Zigaretten. „Nie haben uns die italienischen Zöllner erwischt“, lächelt Michael Etschmann verschmitzt, „weil sie sich bei uns nicht auskannten“. Spaß habe ihm das Schmuggeln gemacht: „Es war der Reiz“. Als dann vor 50 Jahren die Timmelsjochstraße eröffnet wurde, kamen die Ötztaler zu ihm, um Speck und Wein zu holen. Nicht umsonst nennen sie den Seniorwirt vom Gasthof „Schönau“ noch heute „Speckmichel“.

Mehr Symbolik geht nicht

Passmuseum am Timmelsjoch - Timmelsjoch Hochalpenstraße
Ein Pass, zwei Museen: Das Projekt „Timmel Transit“ schlägt ab diesem Jahr eine neue Brücke über die Grenze
© Alexander Lohmann / Timmelsjoch Hochalpenstraße AG

Mit dem neuen Südtiroler Museum „Timmel Transit“ wird am 15. September die Brücke geschlagen zur bewegten Baugeschichte der Timmelsjochstraße. Wie auch beim Passmuseum zeichnet Werner Tscholl für die Architektur der ehemaligen Finanzkaserne von 1930 verantwortlich: „Ich mag sehr gern mit alter Bausubstanz arbeiten, weil man dann selber Teil der Geschichte wird“, erzählt mir der Architekt bei einer Begehung. „Zehn Zeitzeugen aus dem Ötztal und dem Passeiertal, die beim kühnen Bau der Nord-Süd-Verbindung dabei waren, kommen im „Timmel Transit“ zu Wort – in digitaler Form.“ Beide Museen auf österreichischer und italienischer Seite sind durch einen grenzüberschreitenden Rundgang verbunden. Mehr Symbolik geht nicht.

(Titelbild: © Timmelsjoch Hochalpenstraße AG)

Info

  • Virtuell erkundest du die Timmelsjoch Hochalpenstraße mit ihren Attraktionen HIER auf der offiziellen Website der mautpflichtigen Straße oder HIER auf der Obergurgl-Hochgurgl Website
  • Den Top Mountain Crosspoint erkundest du HIER
  • Details über das Projekt „Timmel Transit“ für grenzüberschreitende Routen und kulturelle Aufwertung der Timmelregion im Sinne des nachhaltigen Wachstums und sanften Tourismus findest du HIER
  • Die offizielle 50-Jahresfeier Südtirols mit der Eröffnung des neuen Museums „Timmel Transit“ findet am 15. September 2018 statt.
  • „Timmelsjoch – Wenn Grenzen verbinden“, heißt ein Dokumentarfilm von Philipp J. Pamer, der die wechselvolle Geschichte des Straßenbauprojekts erzählt. Der Film wird voraussichtlich Ende Juli auf DVD erscheinen und im Laufe des Jahres auch online erhältlich sein. Kino-Vorführungen in Deutschland und Österreich stehen zur Zeit noch nicht fest. Das Bergfilmfestival Tegernsee hat den Film für Oktober angefragt.
Autorenbild Dagmar Gehm
Gastautorin Dagmar Gehm © Zhengrong Liu

Gastautorin Dagmar Gehm

Die Hamburger Journalistin und sportliche Globetrotterin ist langjähriger Fan des Ötztals, weil sie sich der Faszination der Kontraste nicht entziehen kann:

  • Action – Abgeschiedenheit,
  • Rausch der Geschwindigkeit – Relaxen in der Ruhe,
  • uralte Rituale – am Puls der Zeit.

Weitere Beiträge von Dagmar Gehm:

Ötztal Magazin

Im Ötztal Magazin Sommer 2018 erzählt Dagmar Gehm in ihrer Reportage „Achtung, Grenzverkehr!“ noch mehr Wissenswertes über alte und neue Grenz-Erfahrungen am Timmelsjoch. Das Printmagazin mit den aktuellsten und interessantesten Geschichten zur Ötztaler Frühlings-, Sommer- und Herbstsaison erhältst du in den Sprachen DE/EN/NL kostenlos in allen Informationen des Ötztal Tourismus. Unter der Adresse www.oetztal.com kannst du es bestellen und dir frei Haus zustellen lassen oder als Blätterkatalog betrachten.

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... verschiedene Gastautoren berichten über ihre Erfahrungen im Ötztal.

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